Ich war ja noch nie der regelmäßige Blogschreiber, aber jetzt sehe ich daß ich zuletzt vor knapp 10 Monaten online war.
Nein, ich hab in der Zwischenzeit kein Kind bekommen. Schön wär’s gewesen, im Gegensatz zu dem, was letztes Jahr an Ereignissen auf mich einstürmte.
Sagen wir es mal so, der Anfang war noch durchaus schön. Nachdem ich im Mai wohl zuletzt geschrieben habe wenn ich das richtig sehe, war der Juni ein angenehmer Monat. Ich bekam einen dauerhaften Homeoffice-Vertrag mit reinem Home Office, der Besuche in der Basis – also in der Firma – nur dann vorsieht, wenn mein Chef oder die Firma es für nötig befinden. Das ist glücklicherweise eher selten der Fall und so war die Freude meinerseits darüber sehr groß.
Mein Langfrist-Plan sieht nämlich vor, mir einen Zweitwohnsitz in Ostfriesland zuzulegen. Zum einen haben mein Mann und ich uns vor gut 11 Jahren in diesen Landstrich verliebt, zum anderen habe ich dort im Sommer nicht jeden Tag das Gefühl, in einem Vorort einer Wüste zu wohnen. In Bayern wird es mir zu dieser Jahreszeit mittlerweile viel zu heiß. Ich weiß, es gibt viele, die finden das toll, aber ich mag es nicht so gerne wenn ich bei annähernd 40 Grad am Schreibtisch klebe und dabei noch denken soll.
Mit einem reinen Home-Office-Vertrag ist es kein Problem, von woanders aus zu arbeiten, sofern der Zweitwohnsitz angemeldet und im Vertrag steht. Und ja, ich hab mich erkundigt, mein aktueller Vertrag wird dann einfach nur ergänzt wenn es so weit ist.
Das zweite schöne Ereignis war der Geburtstag meines Opas, er wurde letztes Jahr 94. Daß es sein letzter sein würde, war für mich damals nicht vorstellbar. Mein Opa war schon immer da und (fast) immer bester Gesundheit gewesen, auch im hohen Alter verweigerte nach er wie vor Putzfrau und co und eine Pflege war nicht nötig. So gingen wir, also mein Mann, ich und mein Bruder mit Frau und Kindern mit meinem Opa essen um das freudige Ereignis zu feiern. Schön wars und das Wetter spielte auch mit.
Kurz danach, Anfang Juli, brachen wir zu unserer lange geplanten und stets auf neue aufgeschobene Nordkapptour auf, mit unserem Prius. Eigentlich war dies schon unser Ziel, seitdem wir uns kennengelernt hatten, zusammen einmal mitm Auto ans Nordkapp. Die Familie meines Mannes besteht aus glühenden Skandinavien-Verehrern, und wer noch nicht am Nordkapp war ist der Exot. Nun, ich war lange Jahre der Exot.
Es ist nicht so daß wir nicht wollten, aber das Schicksal machte uns immer wieder auf Neue einen Strich durch die Rechnung, so daß wir erst im 17 Jahr unserer Beziehung zu dieser Reise aufbrechen konnten.
Mal war einer von uns in der Zeitarbeit und das Geld knapp, mal was Urlaubssperre, mal bekam einer nicht genug Urlaub (denn 3 Wochen müssen drin sein, wir waren dreieinhalb unterwegs), und dann, als endlich alles passte, kam Corona. Wegen Corona schoben wir die Reise weitere 2 Jahre auf, schafften es aber in einem Jahr immerhin nach Südschweden und im anderen bis nach schwedisch Lappland, Kiruna.
Der Urlaub war ein Traum und die Mitternachtssonne etwas ganz Besonderes.
Als wir zurück waren, passierte etwas, was mich an den Herbst im Vorjahr erinnerte. Seinerzeit waren wir im Oktober in Kiruna, und als wir zurückkamen, wurde ich informiert meinem Vater ginge es schlechter. Er starb bevor ich ihn nochmal sehen konnte, obwohl ein Besuch nur wenige Tage nach seinem Tod geplant war. An Allerheiligen schlug sein Herz ein letztes Mal und nach meiner Oma, meiner Mutter und einem Onkel war es nun er, den wir zu Grabe trugen.
Und nun, Ende Juli, als wir vom Nordkapp wieder da waren, fiel mir auf, wie viel mein Opa in dieser kurzen Zeit abgenommen hatte.
Zudem teilte er mir mit, daß er von seinen heißgeliebten Schubeck-Fertigmenüs nur noch die Hälfte schaffe. Daß mein Opa mit zunehmendem Alter nicht mehr so viel Appetit hatte, okay, ich schob es zum Teil auch auf die Hitze. Aber derart?
Es dauerte nicht lang, da rief er mich an, er könne nicht mehr laufen. Ein hinzugerufener Notarzt bescheinigte ihm eine äußerst gute Herzgesundheit, EKG vorbildlich, vermutlich Wasser in den Beinen. Sie dürften ihn zur Abklärung nicht mit ins Krankenhaus nehmen, es fehle die Indikation, und nein, Ratschläge dürften sie auch nicht geben, das sei ihnen untersagt. Abgesehen davon waren sie sehr nett und hilfsbereit, mussten aber wieder abziehen.
Ich dem Hausarzt meines Opas auf die Nerven. Er möge doch bitte unbedingt einen Hausbesuch machen und ein großes Blutbild. Und, das sei auch noch gesagt, klar kann man sagen ich hätte meinen Opa ins Auto packen und zum Arzt fahren können. Aber jeder, der das sagt, kennt meinen Opa nicht. Habt ihr schon mal versucht jemanden der kein Kind mehr ist und sich mit Händen und Füßen weigert ins Auto zu packen? Ich versuchte es gar nicht erst, ich wusste vorher wie das ausgehen würde. Opa 1:0.
Also Arzt gebeten doch bitte vorbei zu kommen.
Der fand dann auch mittels eines großen Blutbilds heraus, daß mein Opa innere Blutungen gehabt haben musste, und zur Abklärung dringend ins Krankenhaus müsse, um nicht innerlich zu verbluten. Die Ursache müsse gefunden werden.
Ich versuchte also alles, um meinen Opa zu retten. Und ja, 94 ist ein gesegnetes Alter, aber glaubt mir – es ist fast immer zu früh. Zumal für jemanden, der noch selbständig seinen Rasen mähte, seinen Haushalt führte – ohne fremde Hilfe! – und tägliche Besorgungen alleine machte.
Im Krankenhaus wurde ein Magenkarzinom festgestellt, das seinen Magen fast komplett zugewuchert hatte. Nun standen wir vor der Wahl: Entweder er verblutet oder aber der Magen wird entfernt, um so eine Chance auf Rekonvaleszenz zu erhalten.
Klar würde es in diesem Alter schwierig werden, und er könnte auch auf dem OP-Tisch sterben, aber welche Alternativen hatten wir?
Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, ich hätte ihn sterben lassen. Aber nachträglich ist man immer schlauer.
Der erste Krankenhausaufenthalt verlief noch ganz gut, bis auf die Tatsache, daß mein Opa eigentlich Privatpatient war, jedoch weder ein eigenes Zimmer für sich alleine, noch Radio, noch Telefon oder TV hatte. Ärzte die man um Auskunft bitten konnte erwischte man maximal telefonisch, und auch da nur mit sehr viel Glück. Meistens war der Arzt vom Vortag dann auch gar nicht mehr zuständig, und vermeintliche Schwestern entpuppten sich als reines Servicepersonal welches nur für die Ausgabe von Essen da war.
Immerhin, die OP verlief gut, und mein Opa sollte Freitags entlassen werden. Am Donnerstag Nachmittag um 16 Uhr rief man mich an, um mir das mitzuteilen, und mich ins Klinikum zu bitten, denn eine Pflegeschnelleinstufung musste noch gemacht werden damit er am Tag danach mittags raus könne.
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