Home Office

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Als ich meinen aktuellen Job angetreten habe, im Januar 2020, habe ich ihn noch ganz klassisch begonnen. Ich bin tagtäglich ins Büro gefahren, und habe mich dort an den Schreibtisch gesetzt um zu tun, wofür ich eingestellt wurde (ich arbeite in einem großen Unternehmen, das Laser herstellt, in der Reparaturabteilung und verwalte da die Reparaturen). Als ich mich dort bewarb hatte ich natürlich auch im Blick, daß der tägliche Arbeitsweg eine bestimmte einfache Strecke nicht überschreitet. Ich war ein gebranntes Kind, hatte schon Jobs, wo man einfach fast zwei Stunden unterwegs war. So etwas wollte ich NIE WIEDER erleben. Daher hatte ich mein Augenmerk bei meinen Bewerbungen auf gerade jene Vakanzen gerichtet, die von daheim nicht allzu weit entfernt waren.

Es lief auch sehr gut, der tägliche Weg war maximal eine halbe Stunde, manchmal auch weniger, je nach Verkehrslage. Genug Zeit, um einen halben TrueCrime-Podcast zu hören, die ich so interessant finde, weil man dabei immer wieder Neues über unser Rechtssystem lernt. Ich verstand mich sehr gut mit meinem Chef und meinen Kollegen und die Arbeit machte Spaß. Das alles hat sich auch bis heute nicht geändert, geändert hat sich nur die Art, wie ich nun arbeite. Denn, ihr erratet es anhand der Überschrift sicher schon, es kam etwas Entscheidendes hinzu. Etwas, was seit Beginn 2020 das Leben eines jeden von uns mitbestimmt, ob wir es wollen oder nicht. Es kam Corona.

Jetzt gehöre ich zu den Leuten, die denken, informiert zu sein ist die beste Möglichkeit, einer Krise oder schwierigen Situation bestmöglich zu begegnen. Daß das viele meiner Mitmenschen anders sehen, besser gesagt eine andere Auffassung davon haben, was es heißt, “Bescheid zu wissen“ und auch gaaaaaaaanz andere Methoden haben, sich die brandheißen News zu beschaffen, wusste ich damals noch nicht. Aber zu Beginn der Pandemie gab es die Bewegung, die NICHT “quer“ denkt noch gar nicht und sie soll heute auch nicht das Thema sein. Jedenfalls verfolgte ich die Nachrichten auf n-tv genau, nachdem es eine Pressekonferenz mit dem RKI gab, was die Krankheit für Wuhan und China und für den Rest der Welt im Allgemeinen bedeutet.

Nämlich, lt. damaliger Aussage des RKI, basierend auf der Aussage der WHO, daß nur “eine geringe Gefahr für Deutschland und Europa“ bestehe. Schon damals war mir klar, weder das RKI noch die WHO kannten den Film “Outbreak“ oder “Contagion“ – hätten sie diese beiden Filme gekannt, hätten sie gewusst, daß nur eine infizierte Person in einem Flugzeug reicht, um diese Sch*****e quer über die ganze Welt zu verteilen.

Mir war seinerzeit klar, das Geschehen musste genau verfolgt und beobachtet werden, und auch n-tv war das wohl klar, kurz danach wurde der Corona-Ticker ins Leben gerufen, und auch „Corona spezial“, welche mein Mann und ich beide genau verfolgten, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Was mir nicht klar war, wie schnell es dann ging, daß wir erst einen Infizierten in Ägypten hatten, der kurz darauf starb, dann einen in Bayern, dann mehrere (weil man Schulungen natürlich IMMER UND AUF JEDEN FALL PERSÖNLICH MACHEN MUSS 1!!!!!111111!!!!!!) und auf einmal in ganz Deutschland, in ganz Europa und (fast) auf der ganzen Welt sowieso.

Was folgte, waren Lockdown 1 (in dem nur zur Arbeit fahren durfte, wer wie ich und mein Mann eine Bescheinigung seines Arbeitgebers hatte, daß er für das Unternehmen unverzichtbar sei und systemrelevant) und die darauf folgenden Lockdowns, und die Entscheidung – auch des Unternehmens für das ich arbeite – daß jeder, der kann, nach Möglichkeit im Home Office zu arbeiten hat. Nur heißt es bei den pandemiebedingten Home Officlern nicht “Home Office“ sondern “temporäres Arbeiten von Zuhause“.

Also arbeite ich nun schon seit Ende März 2020 temporär von zu Hause aus.

Zugegeben, anfangs hatten mein Chef und ich Bedenken. Denn ich war noch in der Einarbeitungsphase, ich war erst seit nicht mal drei Monaten im Unternehmen, kannte noch nicht alle Feinheiten und alle Abläufe, auch nachdem unsere Unternehmensstrukturen sehr komplex sind (es ist ein ziemlicher großer Konzern mit mehreren Firmen und Standorten weltweit).

Mit dem Wissen von heute hätte ich keine Bedenken – aber Anfang 2020 kannte man nur das “klassische Einarbeiten“. Das hieß, jemand setzt sich neben Dich, zeigt mit den Händen auf Deinem PC herum wo Du wo klicken musst, und Du selbst rufst so oft am Tag, daß es Dir irgendwann peinlich wird, nach dem Kollegen oder der Kollegin, die Dir etwas zu Deinem Problem erklären kann. Daher hatte ich natürlich Bammel: Wenn ich ein Problem hätte, würde ich dann die ganze Zeit am Telefon hängen und meinen Chef verzweifelt fragen, welchen Button ich als nächstes drücken soll damit der PC macht was ich will?

Ich vermute, ein ähnliches Bild hatte auch mein Chef im Kopf. Daher machten wir für Home Office einen Probelauf, dieser sah so aus, daß ich in der Karwoche einen halben Tag am PC von zuhause aus arbeitete und den restlichen Tag Überstunden abbaute. Das funktionierte besser als gedacht. Denn, so stellten wir schnell fest, “Teams“ von Microsoft war das perfekte Werkzeug um jemandem am PC etwas zu zeigen und Kollegen einzuarbeiten. Nicht nur kann man die Steuerung bei jemand anderem am PC übernehmen, und die Gegenseite sieht einfach zu was und wie man etwas tut, nein, man kann das ganze auch noch aufzeichnen und sich hinterher immer und immer wieder anschauen bis man den Vorgang blind kann.

So war es auch nicht verwunderlich, daß, als ich schließlich nach Ostern wieder im Büro war, mein Chef damit einverstanden war, daß ich ins Home Office gehe solange die Pandemie eben dauert oder solange wie es nötig wäre. Ausschlaggebend war auch, daß unser damaliger gemeinsamer Chef am ersten Arbeitstag nach Ostern im Türrahmen stand und uns entgeistert fragte, warum wir hier noch immer zu zweit im Büro säßen…?!?!

(Dazu muß allerdings auch gesagt sein, zu dem Zeitpunkt waren Masken freiwillig, und wurden nur von denen getragen, sich ein Vorbild an Asien nahmen oder an Michael Jackson. Daß die Dinger leider unentbehrlich sind wenn man keine Impfung hat oder zu viele in Innenräumen auf einem Haufen hocken war damals noch niemandem klar).

Mein Chef sagte daraufhin zu mir, wenn die Sache mit dem Drucker geklärt ist, daß ich auch von daheim aus drucken kann (seinerzeit mussten wir noch Rechnungen verschicken – denn das war vor einer großen Umstrukturierung mit Systemwechsel, seither verschickt unsere Abteilung keine Rechnungen mehr) und alles von zuhause aus so funktioniert, daß ich in meiner Arbeit nicht eingeschränkt werde, dann kann ich seinetwegen auch gleich am nächsten Tag im Home Office arbeiten. Nachdem durch Corona auch die Digitalisierung in unserem Unternehmen an Fahrt aufnahm, und die betreffenden Unterlagen, die ich zum Arbeiten brauche, seither auf unserem Firmenserver eingescannt liegen und nicht mehr als Papierhaufen auf meinem Schreibtisch landen, stand dem “temporären Arbeiten von zuhause aus“ auch nix mehr im Wege. Tags drauf war ich dann schon von daheim aus für die Firma tätig.

Was eine gute Entscheidung war, denn bereits am nächsten Tag rief mich einer unserer Kollegen, der für die Sicherheit in der Firma verantwortlich ist, an, um mir mitzuteilen, die Frau meines Chef hätte Symptome. Und nachdem ich zwei Tage zuvor mit meinem Chef in der Firma zusammen gesessen sei, hätte ich erst mal daheim zu bleiben. Glücklicherweise stellte sich damals heraus, daß weder die Frau meines Chefs Corona hatte, noch mein Chef. Das zementierte trotzdem nur, daß ich vorerst im Home Office bleiben sollte.

Seither – also seit Ende März 2020 – arbeite ich nun “temporär“ von zuhause aus. Und wie bereits gesagt, Einarbeitung über Teams funktioniert sehr viel besser als in Präsenz. Meine direkte Kollegin, die mich einarbeiten sollte, wurde leider im Februar 2020 ziemlich krank, so schwer, daß sie erst fast ein Jahr später zurückkehren sollte. In der Zwischenzeit wurde ein neues System eingeführt, und zusätzlich ein weiteres für die Bearbeitung von Kundenanfragen, Abläufe wurden geändert und nun war ich es, die die Kollegin wieder einarbeiten sollte. Nachdem man in Teams auch Videos aufnehmen kann, gelang dies sehr sehr viel besser als “old school“ in Präsenz.

Das Unternehmen, in welchem ich arbeite, stellte auch in einer firmeninternen Umfrage fest, daß die meisten Mitarbeiter, die von zuhause aus arbeiten, nicht weniger produktiv sind, sondern mehr.

Deshalb wird es nun in Kürze für die betreffenden Mitarbeiter, die im Home Office nicht weniger gut als in der Firma arbeiten, Ergänzungsverträge geben, um ihnen auch weiterhin das Arbeiten von zuhause aus zu ermöglichen. In meinem Fall, wenn alles klappt, hieße das, daß ich nur 2 mal im Monat in die Firma müsste. Bei anderen wäre es einmal die Woche, andere wiederum gehen dann 2 mal die Woche in die Firma. Je nachdem, wie die Absprache mit den direkten Vorgesetzten lautet.

Ich für mich finde diese Lösung sehr gut, rein arbeitstechnisch gäbe es keinen Grund, warum ich in die Firma müsste. Klar, die Kollegen zu sehen ist auch mal nett. Es ist eine Abwechslung. Man sieht sich mal wieder, kann andere persönliche Bande knüpfen als von daheim aus. Das ist schon richtig. Andererseits ist man auch froh, wenn man nicht alle Kollegen sieht. Gerade die, die glauben, mit Impfungen hat man plötzlich 5G-Empfang, muß man nicht sehen. 😉

Ist nicht so, daß ich einer guten Diskussion gegenüber nicht aufgeschlossen bin, aber zum einen sollte sie interessant sein und zum anderen auf Wissenschaft und Fakten beruhen. Ihr seht, wo das Problem liegt, oder?

Nun gibt es sehr viele Zeitgenossen, die denken, Home Office heißt, den ganzen Tag daheim zu sandeln und ab und an mal ans Telefon zu gehen. Und den restlichen Tag verbringt man in der Badewanne. Oder beim Kaffeetrinken (wobei ich den nicht mal mag). Oder man lackiert sich die Nägel (kann nicht sagen wann das das letzte Mal überhaupt der Fall war).

Tja, was soll ich sagen? Im Home Office ist man für gewöhnlich tatsächlich beschäftigter als in der Firma. (Mein Chef drückte es nach einem Tag in seinem Home Office so aus: “Das ist ja stressiger als in der Arbeit – da geh ich lieber in die Firma! Dauernd ist wer an der Tür!“)

Mein typischer Tag sieht so aus: Ich stemple morgens nach dem Aufstehen so früh wie möglich ein. Hintergrund: Zum einen, so denkt man morgens noch, kann man dann früh aufhören und auf dem Balkon die Sonne genießen (Spoiler: Kann man nicht, weil gerade dann, wenn theoretisch Feierabend wäre, oft noch was kommt was man gerne erledigt hätte damit man am nächsten Morgen nicht das kalte Grausen bekommt), zum anderen ist die Zeit zwischen 6 und 8 Uhr die ruhigste des Tages.

In diesen frühen Morgenstunden hat man die Muße, erst mal die eingegangenen Emails des Sammelpostfachs zu sortieren, bei komplexeren Sachverhalten Miss Marple zu spielen und in Ruhe zu schauen, was an diesem Tag ansteht.

Noch während alle Programme auf dem PC hochfahren gehe ich in die Küche um mir eine Kanne Tee aufzusetzen. Eine Kanne Tee, also 1 Liter, weil ich spätestens ab 8:20 Uhr nicht mehr dazu kommen werde, neuen Tee aufzusetzen. Mein Tee zieht 10 Minuten, und um 8:30 Uhr beginnt das erste Meeting über Teams. Tagtäglich. Dieses dauert eine halbe Stunde, manchmal auch länger, manchmal müssen mein Chef und ich dieses Meeting abbrechen, da wir zusammen ab 9:05 in unserem täglichen Morgenmeeting mit unserer Kollegin besprechen, was in unserer Abteilung aktuell ansteht. Manchmal sind wir schon um viertel vor zehn fertig, manchmal aber auch erst um zehn, halb elf, oder ganz selten, noch später.

Noch während wir in den Meetings sind, schicken uns die Kollegen in unserem Reparaturkammerl Aufträge, die abgearbeitet werden wollen. Aktuell sind es manchmal ein paar mehr, weil wir eine Aufgabe frisch übernommen haben, die – sagen wir mal – in den letzten zwei Jahren sehr stiefmütterlich behandelt wurde. Wir sind aber nun mal gerade im Meeting, was heißt, man kann gar nicht bis eher sehr begrenzt nebenher etwas anderes machen als zu meeten. Immerhin haben wir zwei Bildschirme, aber trotzdem – das Hauptaugenmerk liegt auf dem Meeting. Maximal kann man nebenher mal kurz eine Mail oder eine Teamsnachricht an jemanden schicken, wenn man die Notwendigkeit dafür gerade im Meeting erkannt hat. Ist eben nicht so, als könnte man im Meeting pennen.

Allerdings, das muß ich zugeben, ist es deutlich angenehmer daheim virtuell zu meeten, als in der Firma in Präsenz, denn glücklicherweise kann man Teams bzw. das Mikrofon des Headsets stummschalten, für den Moment, in dem man heißen Tee aus seiner Tasse schlürft oder ins Taschentuch rotzt weil man doch mal erkältet ist. Und die Home Office Uniform, bestehend aus T-Shirt und kurzer Hose, weil bequemer, sieht auch keiner.

Da auch immer noch Pandemie ist, auch wenn das die AFDP anders sieht, bestellen wir noch immer sehr viel online. Das Zeug muß aber irgendwie auch zu uns kommen, was bedeutet, irgendwann klingelt jemand an der Tür und will ins Haus gelassen werden. Das kann auch während eines Meetings vorkommen. Also rennt man vom PC weg, hofft inständig, daß in genau der Minute, die man braucht um dem Kurier die Tür zu öffnen keiner was von einem will, und wagt sich nur so weit in den Gang hinaus, daß man die Kollegen im Headset noch hört und zur Not noch antworten kann, sollte doch jemand etwas von einem wollen. Man streckt den Arm gerade so weit aus, daß man die Haustür öffnen kann, denn geht man einen Schritt weiter, hört einen im Headset keiner mehr und man versteht die Kollegen auch nicht mehr. Schließlich will man nix wichtiges verpassen.

Wenn man die Tür für DHL, Hermes, UPS und Konsorten geöffnet hat, manchmal nur für die Nachbarn, weil die Kuriere schon wissen daß man im Gegensatz zu denen daheim ist, hofft man, sie schmeißen nur alles unten hin, damit man ins Meeting zurück kann. Meistens ist dem so, manchmal klingelt aber auch noch der Getränkelieferant und will irgendwas was wissen. Meistens stellt er aber auch schon alles einfach vor die Tür, da er schon weiß, daß ich morgens meistens in irgendwelchen Meetings stecke. Wohlgemerkt, die beiden genannten Meetings, die habe ich jeden Wochentag sofern es nicht wegen Abwesenheit mehrerer Beteiligter abgesagt wurde.

Und manchmal habe ich noch mehr Meetings, je nachdem was gerade ansteht. Oder aber es ruft jemand ohne Vorankündigung an. Glücklicherweise habe ich selten Anrufe von Lieferanten oder Kunden, aber tatsächlich dafür mehr von Kollegen. Das ist auch der Grund, warum man eben NICHT die meiste Zeit des Tages fernab des PCs verbringen kann. Denn meist ist es so, dass genau in dem Moment, wo man doch mal schnell zum Briefkasten geht, oder auf die Toilette, jemand anruft und etwas von einem wissen will oder braucht. Ich rufe dann zwar immer umgehend zurück, aber glaubt es mir, im Home Office nicht erreichbar zu sein ist das denkbar Schlechteste, was man tun kann. Denn sofort wird von Nicht- Home-Office-Kollegen im schlechtesten Fall gemutmasst, man liegt im Bett und hält ein Nickerchen. Gut, ich liege manchmal auf der Couch und mache einen Mittagsschlaf, aber tatsächlich bin ich dabei NIEMALS eingestempelt, weshalb mein Chef schon weiß dass ich manchmal 2 Stunden in Mittag bin. Das ist auch der Grund weshalb ich mich vor meiner Mittagspause bei meinen Kollegen abmelde, damit sie wissen, wo ich stecke und dass es dauern kann, bis ich wieder am Platz bin.

Es gab schon Tage im Home Office, da hatte ich erst meine obligatorischen Meetings, dann bis Mittags mehrere Anrufe von Kollegen bei denen man auch mal was am Bildschirm gezeigt hat, dann nachmittags das nächste Meeting und man hat nur noch geschaut, daß man die Mittagspause, die einem eh abgezogen wird, irgendwo dazwischen quetscht.

Und es gab auch schon Tage, an denen die 10 Stunden Arbeitszeit netto um waren, noch ehe das, woran man eben noch gearbeitet hatte bevor man einem Kollegen über Teams geholfen hat, fertig war. Und das man an der Stelle schlecht unfertig stehen lassen kann. Also ist man de facto schon nicht mehr im Dienst, arbeitet aber noch immer und macht etwas fertig, damit man tags drauf nicht einen Vogel bekommt bei dem Versuch, herauszufinden, wo zum Teufel man am Vortag aufgehört hat. Für solche Fälle schreibe ich mir auf, wie lange ich umsonst gearbeitet habe, und trinke meinen Tee tags drauf eben kurz auf der Couch anstatt nebenher am PC. Glücklicherweise kommt das heute weniger vor als in der Zeit während der Umstellung, aber es kann immer wieder mal passieren.

Also nix mit „im Home Office schauen alle YouTube und Netflix“. Mitnichten, das kann ich euch versichern! In der Mittagpause vielleicht. Wenn ich ausgestempelt bin. Aber unter der Arbeitszeit ganz sicher nicht, dafür fehlt mir der Kopf. Ich könnte dem Geschehen auf der Mattscheibe nicht folgen, weil ich mich auf meinen PC konzentrieren muß. Hilft nix. Was geht: Nebenher ab und an Musik hören oder mal nen Podcast, wenn man Dinge erledigt, die nicht ganz so komplex sind. Wobei ich dann vom Podcast ab und an nix mitbekomme und diesen meist nicht ohne Unterbrechung höre, weil die Arbeit oder Kollegen, die Hilfe brauchen, immer vorgehen.

Ehrlich, ich hab mir früher auch immer vorgestellt, Home Office wäre ja easy peasy. Ist es nicht. Es ist fordernder als in der Arbeit. Weil man vieles gleichzeitig jonglieren muß – und dabei habe ich noch nicht mal Kinder – aber ich frag mich wirklich wie die Kolleg*innen mit Kindern das machen – bei mir schaut oft sogar noch die Küche aus wie Sau weil ich eben nicht dazu gekommen bin diese “mal schnell nebenher“ aufzuräumen, die Wäscheberge türmen sich immer noch und gekocht ist auch nicht wenn mein Mann abends hungrig heimkommt. (Der auch schon, während er Krankheitstage hatte, selbst mitbekommen hat, wie mein Arbeitstag abläuft und diesen mit den Worten kommentiert hat “bei Dir gehts ja zu wie am Stachus!“)

Ich habe mir auch vorgestellt, im Home Office kann man auch immer von dem Platz aus arbeiten, der einem zuhause am besten gefällt. Am Balkon z.B. Spoiler: Kann man nicht. Man verbringt 8 Stunden oder (wie in meinem Fall meistens) mehr auf dem Bürostuhl am Schreibtisch, da muß der Platz einigermaßen passen wenn man nicht dauerhaft Rückenschmerzen haben will. Nix mit aufm Balkon arbeiten. Oft nicht mal Balkontür aufmachen. Denn jetzt, im Sommer bzw. Spätfrühjahr, fängt es wieder an: Man möchte mit frischer Luft arbeiten, öffnet die Balkontür, und macht sie nach spätestens 5 Minuten wieder zu. Weil man nämlich auch Nachbarn hat. Die zum xten Mal in dieser Woche ihren Rasen mähren. Oder sägen. Oder weiß der Geier was in ihrem Garten bauen. (Ich persönlich warte ja nur darauf daß von einem Gartengrundstück irgendwann eine Rakete startet, so viel Krach machen manche Nachbarn). Und wenn es die nicht sind, dann der Hausmeister, der mit irgendwelchen Geräten durch die Gegend fährt und – hausmeistert. Oder whatever. Leise ist es jedenfalls nicht und Frischluft bekommt man so auch nicht, weil konzentrieren kann man sich bei dem Krach sonst auch nicht.

Versteht mich nicht falsch, mir gefällt Home Office und ich würde es auch wirklich gerne so beibehalten. Denn die Wirklichkeit in der Firma sieht ganz anders aus. Da schaffe ich nicht mal die Hälfte von dem, was ich mir vornehme. Glaubt mir, ich habs ausprobiert.

Glaubt ihr nicht?

Tja, dann lasst euch von einem Erlebnis erzählen, das ich letzte Woche hatte. Ich hatte an einem Workshop teilzunehmen, in der Firma, in Präsenz. Nachdem ich wusste, daß weder ich, noch meine Kollegin, die auch zu diesem Workshop geladen war, noch mein Chef, der an diesem Tag außer Haus war, viel an diesem Tag erledigen können, wollte ich zumindest vor dem Beginn des Workshops im Haus sein und einige Mails beantworten und das Dringendste abarbeiten. Ich war also um halb acht in der Firma, Workshop sollte um 9 beginnen. In der Zeit kamen drei Leute vorbei, um sich mit mir zu unterhalten, parallel führte ich noch zwei Unterhaltungen auf Teams und machte an zwei PCs Update, mehr ging in der kurzen Zeit nicht. Und so schön ich auch Besuche von Kollegen finde und so sehr es mich auch gefreut hat, sie zu sehen, so ist es doch ein Beispiel dafür, wie abgelenkt ich bin wenn ich in Präsenz in der Firma bin.

Und es geht nicht nur mir so – einige Monate zuvor, als ich für etwas mehr als zwei Stunden bei meinem Chef in unserem Büro war, liefen in den zwei Stunden die gleichen Kollegen immer und immer wieder mit dem Kaffeebecher in der Hand zur Kantine und zurück. Bestimmt 4 Mal hin und zurück, und gemessen von da, wo die Kollegen sitzen, mit einem einfachen Weg von mindestens 5 Minuten zur Kantine. Mir ist das deshalb aufgefallen, weil ich im Büro tatsächlich jedes Mal abgelenkt werde, wenn jemand dran vorbei läuft. Was mich aus meiner Arbeit reisst, weil man kuckt ja doch. (Und im Übrigen, MEINE Kantine ist keine 5 Meter entfernt und mein Tee und meine Tasse stehen aus gutem Grund auf meinem Schreibtisch).

Ernsthaft, mir braucht keiner zu erzählen, daß man daheim weniger produktiv ist. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht umsonst etabliert es unsere Firma als dauerhafte Lösung. Die Mitarbeiter die motiviert sind, arbeiten von daheim aus mehr. Nicht weniger.

Die, die weniger bis gar nicht arbeiten, bekommen auch kein Home Office mehr, und die, die es bekommen, machen in der Firma Platz für andere Kollegen, die nicht von daheim aus arbeiten können. Die Alternative wäre für die Firma, wenn sie alle wieder reinholt, neu zu bauen – denn der Konzern wächst weiter und der Platz ist nun mal begrenzt.

Stellt man es richtig an, ist Home Office – oder temporäres Arbeiten von Zuhause aus – eine Win-Win-Situation. Für die Firma und für den Mitarbeiter. Auch wenn man für das temporäre Arbeiten von daheim “nur“ die Homeofficepauschale in Höhe von 30 Euro netto im Monat von der Firma bekommt und dafür seinen privaten Platz, seinen privaten Strom und ggf. andere Ressourcen (ich habe mir in der Zeit einen eigenen Bürostuhl gekauft und einen neuen Drucker) zur Verfügung stellt und keine Home Office-Pauschale vom Bund (dafür müsste man nämlich ohne diese schon über 1000 Euro Werbungskosten kosten und das schafft kaum jemand) und auch keine Pendlerpauschale bekommt.

Dafür spare ich mir wenigstens den Sprit und die Zeit um morgens in die Firma zu kommen und bin produktiver. Und muß mich an keinen Diskussionen der Querdenker beteiligen, und unsere ausgezeichnete Kantine sorgt auch nicht für einen Zuwachs auf meiner Waage. 😉

Aber für mehr Bewegung muß man sorgen, die man in Präsenz hätte. Das ist für mich eins der Mankos, aber das liegt an jedem selbst.

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